BOAS

Brachycephalic Obstructive Airway Syndrome

Der richtige BOAS Test wird im Tierspital Zürich oder Bern durchgeführt. Die Atmung wird vor und nach einer bestimmten Belastung beurteilt. Die Körpertemperatur vor und nach der Belastung und die Erholungszeit ist auch ein Faktor für die Einteilung des BOAS-Grades. Nur eine Beurteilung der Atmung bei einem ruhigen Hund ist nicht aussagekräftig. Der Hund sollte bei der Untersuchung 2 Jahre alt sein, sonst wird eine Nachkontrolle empfohlen.

Unter dem Brachycephalic Obstructive Airway Syndrome (BOAS) des Hundes versteht man eine Reihe verschiedener Atemwegserkrankungen bei kurzschnäuzigen Hunden. Sie können bei einem Individuum alle gleichzeitig vorkommen, müssen dies aber nicht unbedingt. Bei diesen verschiedenen Atemwegserkrankungen handelt es sich um:
– Stenose, Verengung der Nasenlöcher
– Zu langes und/oder zu dickes Palatum Molle (Gaumensegel, weicher Gaumen)
– Vergrösserte Tonsillen (Rachenmandeln)
– Fehlbildung des Larynx, abweichende Kehlkopfform
– Hypoplasie der Trachea, zu enge Luftröhre

Die klinischen Symptome von BOAS sind auf eine Blockade der Atemwege zurückzuführen. Aufgrund anatomischer Anomalien sind die Atemwege verengt und der Luftwiderstand in den Atemwegen erhöht. Durch die kurze Schnauze haben der Gaumen und die Zunge nicht genug Platz in der Maulhöhle. Die Zunge und der Gaumen sind von den Proportionen her zu gross und zu lang. Dadurch hängt die Zunge bei kurzschnäuzigen Hunden oft aus dem Maul, und die meisten Hunde machen schnarchartige Atemgeräusche. Dieses Schnarchen wird durch den zu langen Gaumen verursacht, der im Rachenraum hängt und dadurch den Luftstrom in Schwingung bringt. Die Schnarchgeräusche können unterschiedlich starke Formen annehmen, von einer leichten Form, die nur bei Belastung auftritt, bis hin zu einem dauerhaften Geräusch, das auch im Ruhezustand des Hundes hörbar ist. Der erhöhte Widerstand in den Atemwegen erhöht das Risiko eines sekundären Zusammenfallens der Luftröhre (Kollaps).

Im Ruhezustand atmen Hunde vor allem durch die Nase. Da Hunde keine Schweissdrüsen haben, können sie ihre Körperwärme nur über Röcheln abführen. Die Atemprobleme von Hunden mit BOAS führen deshalb nicht nur zu Beklemmung, sondern auch zu einer gestörten Thermoregulierung, da diese Hunde ihre Körperwärme weniger gut abführen können. Die Beschwerden können von leichten Schnarchgeräuschen bis hin zu starker Beklemmung (Atemnot), Belastungsintoleranz, Ohnmacht und Tod durch Überhitzung (Hitzschlag) variieren.

Die Auswirkungen von BOAS beschränken sich nicht auf die Atemwege, sondern führen auch zu sekundären Problemen in Speiseröhre und Magen. Auch übermässiger Speichelfluss (Hypersalivation) und Würgen/Erbrechen kommen vor. Letzteres ist auf den Unterdruck während des Einatmens zurückzuführen, was in der Folge zu einer Erweiterung der Öffnung an der Stelle führen kann, an der die Speiseröhre durch das Zwerchfell tritt (Hiatushernie). Dadurch kommt Magensäure nach oben und die Speiseröhre kann sich entzünden (Gastroösophagealer Reflux und Ösophagitis).

Die Hauptrisikofaktoren für BOAS sind: flache Schnauze, dicker Hals und Übergewicht. Kurzschnäuzige Hunde haben generell ein sehr hohes Risiko BOAS zu entwickeln. Bei einer leichten Form von BOAS ist das Wohlbefinden des Hundes aufgrund der erschwerten Atmung eingeschränkt, bei einer schweren Form von BOAS führen die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und die verringerte Fress- und Spiellust zu einer stark verminderten Lebensqualität. Untersuchungen zeigen, dass das BOAS-Risiko umso grösser ist, je extremer sich die Kurzschnäuzigkeit darstellt. Durch sorgfältige Selektion von Elterntieren mit deutlich weniger extremen Fehlbildungen kann das BOS- und BOAS-Risiko bei kurzschäuzigen Hunden schrittweise verringert werden. Obwohl das alles bereits seit Jahrzehnten bekannt ist, ist bei den Züchtern noch kaum Bewegung in dieser Richtung erkennbar. Eine Festsetzung von Normen zur Durchsetzung soll dazu beitragen, die Züchter dazu zu bewegen, kurzschnäuzige Elterntiere mehr mit Blick auf Funktionalität hin zu selektieren.